Ich richte einen Appell an die Führungskräfte der deutschen Versicherungswirtschaft, denn Sie verweigern die Leistung wegen Betriebsschließung, in fast allen Fällen die Leistung.

Im Moment überschütten Sie uns Versicherungsmakler mit Rundmails. Sie preisen die Partnerschaft die Sie Ihren Kunden angedeihen lassen, wenn diese wegen Corona in Not geraten sind. Nur leider eben nur dann nicht, wenn es um die Betriebsschließung geht. (Gehören Sie zu HDI und Signal-Iduna, lesen Sie bitte genüßlich weiter, aber fühlen Sie sich nicht angesprochen).

Meine Betroffenheit

Ich antworte auf Ihre Rundmails als zweifach betroffener Makler. Betroffen zum Einen, weil einer unserer Kunden die von Ihnen angepriesene Partnerschaft gerade genießen darf: Sie zahlen die Schließung seines Fitnessstudios wegen Corona nicht. Betroffen außerdem wegen des, sicher versehentlichen, Hohns Ihrer Worte.

Ich schreibe Hohn, und vielleicht kommt Ihnen da die Galle hoch. Doch da sind Sie in guter Gesellschaft mit Ihren Kunden und uns Maklern. Das, was Sie als Unterstützung wie einen Glorienschein Ihres Unternehmens über die Kundschaft strahlen lassen wollen, ist nichts als die 25-Watt-Birne, die den Notausgang beleuchtet. Not, das ist die Situation vieler Unternehmer heute. Muss ich Sie daran erinnern, dass Versicherungen für Notsituationen abgeschlossen werden? Was Sie anbieten ist nichts als die hauchdünne Schicht Butter auf dem trockenen Brot der Verzweiflung, an dem die Unternehmer in Not gerade würgen. Die Wurst freilich behalten Sie für sich.

Rechnen gegen die Betriebsschließung

Rechnen könnte helfen. Rechnen Sie nicht mit offenen Armen wenn Sie uns Makler wieder wegen Neugeschäft anrufen. Rechnen Sie mit dem guten Gedächtnis Ihrer und unserer Kunden.

Wo wir beim Rechnen sind: Worum bangen Sie eigentlich? Ums Geld? Wie hoch ist denn die Durchdringung an Betriebsschließungsversicherungen am Markt? Auf jedem Dorftümpel schwimmen mehr Enten! Wie lange müßten Sie denn leisten? Mehr als 30 Tage nicht! Worüber reden wir hier? Über die Wurst auf dem Brot? Wir reden über ein klein wenig mehr Butter.

Versicherungsunternehmen führen gerade das große Wort Verantwortung im Munde herum wie ein kleines Mädchen seinen Lolly. Verantwortung wird aber aus zwei Balken gezimmert: Worte und Taten. Wohlgemerkt: Ich schreibe Balken, nicht Leisten!

Vertrauen – oder Betriebsschließung bei Ihnen, auf lange Sicht

Nehmen wir lieber ein anderes Wort: Vertrauen! Wie fänden Sie es, wenn Sie in 30 Tagen das Vertrauen zurückkaufen könnten, dass die Branche in den letzten Jahrzehnten verdientermaßen verzockt hat? Sehen Sie denn nicht, wie billig das zu haben wäre? Nicht für einen Appel und ein Ei, zugegeben, aber für etwas mehr Butter auf dem Brot der in Not gesunkenen Kunden. Kunden, die durch Betriebsschließung um ihre Existenz bangen müssen.

Mein Appell

Ich appelliere an Sie, an Ihre Kollegen, an die Entscheidungsträger: Handeln Sie heute! Leisten Sie bei Betriebsschließungen, auch wenn Ihr Kleingedrucktes anders ausgelegt ist. Erkennen Sie die Chance, und erkennen Sie Ihre Verantwortung. Würden Krankenpfleger mit der Einstellung von Versicherungsunternehmen an die Arbeit gehen, wir alle sollten uns hüten ein Krankenhaus zu betreten. Wenn doch die am schlechtesten bezahlten Berufsgruppen den Puls der Republik am Schlagen halten, warum können Sie dies dann nicht auch tun?

Von Martin Luther stammt der Satz, er wolle einen Apfelbaum pflanzen, wenn tags darauf die Welt unterginge. Ich habe nichts als den Kern eines Apfels, den ich mit meinen Worten legen kann. Ob er je zur Pflanze wird, zum Baum, zur Frucht, liegt bei Ihnen und Ihren Kollegen.

Hochachtungsvoll, der Rufer in der Wüste

Olaf Misch