Unsere Kunden sorgen sich um ihre Geldanlage. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine mehren sich die Anfragen, was nun mit dem Depot oder der Versicherung wird. Auflösen und verkaufen? Diese Sorgen sind begründet, doch sie gehen am Kern der Sache vorbei. Denn die Frage lautet nicht, was heute aus unserem Geld wird. Die Frage lautet, was wird aus unserem Geld, wenn die Hälfte der Welt von Tyrannen regiert wird. Es geht um die Freiheit, auch um die der Geldanlage.
Wir wisses es nicht
Klar ist: Es gibt keine Generalempfehlung für den Umgang mit Ihrer Geldanlage in der aktuellen Situation. Die, welche dem Kapitalmarkt vertrauen und Zeit und Mittel haben, kaufen nach. Diese sind langgfristig womöglich die Erfolgreichen. Und jene, welche jetzt verkaufen und „sicher“ anlegen, sind vielleicht trotz Strafzins und Inflation die Klügeren, wenn Russland als nächstes Georgien „entnazifiziert“, wie dieser sogenannte Präsident seine Verbrechen nennt. Ich selbst vertraue auf den Kapitalmarkt und bleibe investiert.
Geldanlage und das Morgen
Die Frage ist jedoch eine ganz andere: Was, wenn Russland noch über Jahrzehnte von Verbrechern beherrscht wird? Und was, wenn China dies subventioniert, wie bereits angekündigt? Werden wir einknicken und der Rendite wegen die Augen schließen? In einem halben Jahr, wenn wir der Anstrengungen müde sind, die Euphorie der Hilfe verflogen, die ersten Entlassungen folgen? Was dann? Werden wir auch dann durchhalten?
Freiheit kennt keine Währung
Ich will ehrlich sein mit mir selbst: Eine große Trägheit in Sachen Demokratie und Freiheit ist mir zueigen. Freiheit war für mich immer so wohlfeil wie die Brötchen beim Bäcker. Verfügbar, billig, lecker. Warum sollte ich mich dafür aus dem Sessel erheben? Wir hatten Brötchenlieferdienst! Wer von uns kennt schon noch leere Regale in einer Bäckerei? Die letzten Zeitzeugen des Krieges sterben aus, und mit ihnen scheinbar auch die Mahnung, dass Freiheit nichts angeborenes ist.
Miese Geldanlage regt uns auf, miese Meinungen nehmen wir hin
Schlimmer noch: In der letzten Ausgabe von Schrot und Korn, der Hauszeitung der Reformläden, darf ein sogenannter Comedian unkritisiert davon schwärmen, wie schön eine Ökodiktatur für ihn wäre. Ein Grund, warum ich nie wieder einen Fuß in ein Reformhaus setzen werde. Diktaturen, ob rot, braun, grün oder kariert, sind das Leichenhemd der Zivilsation. Und wenn wir mal wieder zum Thema Geldanalage schwenken wollen: Diktaturen jeder Art sind die Krematorien von Geldanlagen jeder Art. Und wenn wir uns Sorgen um unsere Geldanlagen machen, dann sollte die Sorge in erster Linie unserer Einstellung zu Demokratie und Freiheit gelten!
Und was machen wir nun mit Putin und Konsorten?
Komme mir jetzt bitte keiner, dass Deutschland eine Diktatur sei. Hier läuft einiges schief, das ist mal klar. Aber so schief nun auch wieder nicht. Als gelernter DDR-Diktaturbürger weiß ich, wovon ich rede. In erster Linie fragt sich heute, was wir mit den Menschen der Ukraine, Georgiens, Tschetscheniens machen. Möglicherweise auch mit den Taiwanesen, den Uiguren, den Tibetern. Die Antwort für und Normalbürger kann nur sein: Den Blick nicht abwenden! Augen offen halten. Und vielleicht die Lust an der Demokratie wieder zu entdecken.
Tyrannei schadet am Ende auch unserer Geldanlage
Der Krieg in der Ukraine ist mehr als ein militärischer Konflikt. Er ist die Zeitenwende hin zu einer neuen Weltenteilung. Das ist auch für unsere Geldanlagen von emminenter Bedeutung. Wir werden nicht umhin kommen dem Sog der Nachhaltigkeitsinvestments zu folgen, dies wird eines der Ergebnisse sein. Denn Tyranneien sind nicht nachhaltig, und nur so entziehen wir die Geldströme diesen Despoten wirklich. Und wir werden uns nicht nur mit Anlagephilosophie befassen müssen, sondern mit der Philosophie der Freiheit. Denn sonst wird es keine Geldanlagen mehr geben. Nicht für uns jedenfalls.
Was mich menschlich bewegt in dieser Situation, können Sie hier weiterlesen.