Als großer Fan der Stoiker steht Gelassenheit bei mir ganz oben auf der to do – Liste. Dummerweise hab ichs leider mit Versicherungskonzernen zu tun, und das ist ´ne echte Herausforderung an der auch Marc Aurel und Epiktet, große stoische Philosophen, gescheitert wären. Nur noch Bekloppte, so lautet das Fazit mancher Vorgänge. Ein paar Beispiele aus dem Irrenhaus und am Ende die Einsicht, wie Telefonwerbung einem den Glauben an die Menschheit retten kann.

Digitalisierung erzeugt Bekloppte

Keine Branche wartet so sehr auf die Digitalisierung wie die Versicherungsbranche. Viele Konzerne haben deshalb schon vor Jahren ihre fähigsten Leute entlassen und die Abwicklungen in Callcenter an der EU-Außengrenze verlegt. Und zwar ganz nach Außen. Richtig lustig wirds immer dann, wenn Rückfragen zu bearbeiten sind. Wie aktuell im Fall einer Risikolebensversicherung beim Versicherer D. aus den deutschen Südstaaten. Zunächst wird die weibliche Versicherungsnehmerin im Anschreiben mal geschlechtsumgewandelt und zum Herrn gemacht. Meine Rückfrage beantwortet der Kollege so: Nun ja, das wissen wir. Das liegt an der automatischen Verarbeitung der Anträge. Seit Unisex werden ja Männer und Frauen gleich berechnet, deshalb erkennt der Computer keinen Unterschied. 

Sexualkunde für Großrechner

Ja, die Digitalisierung ist schon ne feine Sache. Vor allem weils ne super billige Ausrede ist die Vorgänge einfach mal unkontrolliert zu lassen. Vielleicht sollte man den Rechner mal mit nicht jugendfreiem Bildmaterial füttern. Das könnte bei zukünftigen Vorgängen helfen. Auch die schöne Angewohnheit Ärzte nicht mehr selbst anzuschreiben, sondern dem Kunden die 20 Seiten Arztanfrageformular per Mail zum Ausdrucken zuzusenden und ihn selbst zum Doc laufen zu lassen, das ist wirklich ein feiner Zug. Anträge ohne Schweigepflichtentbindung werden natürlich trotzdem nicht angenommen. Dienstleistung auf höchstem Niveau.

Fragebögen für bekloppte Sachbearbeiter

Der Klassiker inzwischen: Wir schreiben eine Gewerbeversicherung aus, nichts schwieriges, aber auch kein Alltagsgeschehen. Alle nötigen Informationen packen wir in eine Mail und ab geht die Post. Der eine oder andere Versicherer antwortet brav und detailliert. Aber es sind immer die gleichen Neandertaler, die postwendend einen Fragebogen schicken, in dem exakt die Fragen gestellt werden, die wir in unserer Mail schon beantwortet hatten. 

Der Fetisch

Vielleicht wußten Sie es noch nicht, aber Fragebögen werden bei manchen Versicherungsunternehmen angebetet. Eine uralte Legende erzählt von einem  Fragebogen der Wunder wirken konnte. Er brachte Drucker zum Drucken und Updates störungsfrei auf die Rechner. Er heilte den Geist des Sachbearbeiters, der unter dem Achselgeruch seines Vorgesetzten litt. Seither werden Fragebögen gesammelt, auf das mal wieder einer ein Wunder tun mag. Vielleicht einfach die Anrufe von genervten Maklern annehmen?

Rettung durch Solarstrom

Bei all dem tut es kein Wunder, wenn die mühsam antrainierte stoische Ruhe dahin ist. Doch bevor ich den Glauben an die Menschheit verlor kam der rettende Anruf. Und zwar über meine Privatnummer, per verbotener Telefonwerbung. Ich fragte mich schon, welcher Bekloppte das jetzt ist. Aber nein, denn…

Haben Sie schon eine Solaranlage?

Die nette Dame am anderen Ende der Leitung fragte mich höflich, ob ich mir denn schon mal Gedanken darüber gemacht hätte, warum meine Stromrechnung so hoch sei. Und ob ich es nicht toll fände meinen eigenen Strom zu erzeugen.

Klar, antwortete ich. Mach ich ja schon. Aber woher kennen Sie die Höhe meiner Stromrechnung?

Ah… sie schweigt verdutzt. Sie haben schon eine Solaranlage?

Nein, antworte ich. Aber meine Frau und ich sind Leistungssportler und haben zwei so Fahrräder mit Generator an der Achse im Keller stehen. Die Dinger kennen Sie doch, oder?

Naja, eigentlich nicht, hebt sie an. 

Also wir treten jeden Abend da rein, bis die Akkus voll sind. Und das reicht für einen Tag.

Aber Herr Misch, sagt sie, das reicht doch nicht für die Waschmaschine und all das.

Doch, sag ich, weil wir haben nur einen Kühlschrank. Waschmaschine haben wir nicht. Wir werfen unsere Klamotten in den Müll wenn sie stinken und kaufen alles neu. Kost ja nix, das Zeug. Und Zuhause laufen wir eh grundsätzlich nackt herum.

Schweigen am anderen Ende. Dann antwortet sie langsam: Ja, da haben Sie natürlich Recht. Dann gratuliere ich Ihnen zu dieser guten Entscheidung. Eine Solaranlage brauchen Sie wirklich nicht.

Keine Bekloppte sondern Empathie

Mein Tag ist gerettet. Was für eine nette, freundliche, intelligente Dame. Leider hab ich mir ihren Namen nicht aufgeschrieben, denn ich hätte ihr gerne empfohlen sich bei der einen oder anderen Versicherungsgesellschaft zu bewerben. Dort wären Mitdenken und Schlüsse ziehen echt brauchbar. 

Denn wir wissen, was wir tun

Ob Sie´s glauben oder nicht, aber auch wir haben Fragebögen. Die gibts aber nur im Notfall:)

Egal wo Sie sind, wir beraten auch online. Testen Sie uns!