Es war ein turbulentes Jahr 2020. Kaum ein anderes Thema hat unser Leben und die Medien so beherrscht wie die Pandemie. Uns interessiert an dieser Stelle vor allem, wie sich unsere Krankenversicherungssysteme in der Zeit geschlagen haben. Da wir uns jedoch noch Mitten in der Pandemie befinden, handelt es sich lediglich um eine Zwischenbilanz, Änderungen vorbehalten.

Die GKV und die Pandemie

Zu Beginn des Jahres 2020 versprach Dr. Doris Pfeiffer, Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, alles, was medizinisch notwendig sei, zu finanzieren. Dieses Versprechen konnte bisher eingehalten werden. Doch zu welchem Preis?

Operationen nach der Pandemie

Viele Operationen mussten abgesagt oder verschoben werden, um das medizinische Personal für Notfälle und Corona-Patienten mobilisieren zu können. Dadurch entgingen den Kliniken viele Gelder. Andererseits ergaben sich durch den Wegfall vieler planbarer Operationen auch Entlastungen, sodass sich Mehr- und Minderausgaben ausgleichen konnten.

Mehrausgaben in der GKV

Ein Defizit von Mehr- und Minderausgaben in Höhe von rund 1,7 Milliarden Euro bis Ende September 2020 ist darauf zurückzuführen, dass die Kassen ihre Reserven abbauen mussten, ihren Zusatzbeitragssatz jedoch nicht erhöht haben. Zudem entgehen der GKV durch die angemeldete Kurzarbeit 20 Prozent der Beiträge auf das Kurzarbeitergeld.

Kostensituation GKV nach der Pandemie

In diesem Jahr wird es jedoch nötig werden, sowohl auf die Reserven der Kassen zurückzugreifen als auch den Zusatzbeitragssatz anzupassen. Bundesgesundheitsministerium und Krankenkassen gehen gemeinsam davon aus, dass rund 16,6 Milliarden Euro auf der Einnahmenseite fehlen und somit gedeckt werden müssen. Der Bund will hierfür einen Zuschuss in Höhe von fünf Milliarden Euro bereitstellen.

Ingesamt sieht Dr. Doris Pfeiffer die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung jedoch in diesem Jahr gesichert.

Fazit GKV

Auf lange Sicht wird es nicht möglch sein, dauerhaft höhere Ausgaben durch einmalige Zuschüsse und das Auflösen von Rücklagen zu finanzieren. Schon Ende dieses Jahres könnten die Reserven der Krankenkassen aufgebraucht sein. Das Abführen von rund acht Milliarden Euro aus dem Vermögen der Krankenkassen greift zudem massiv in deren Finanzautonomie ein. Durch die starken Vermögenseinschnitte bei den Kassen wird so die Stabilität und Planbarkeit der Beitragssätze verringert.

Die PKV und die Pandemie

Um den Anforderungen der Pandemie gerecht zu werden, hat der PKV-Verband verschiedene Vereinbarungen mit der Bundesärztekammer und weiteren Verbänden der Leistungserbringer getroffen. Ingesamt wurden im Jahr 2020, zusammen mit der Beihilfe, coronabedingte Zusatzleistungen in Höhe von rund 1,4 Milliarden Euro gezahlt.

Überproportionale Kostenbeteiligung der PKV

Einige Maßnahmen der Krisenbewältigung sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben und werden daher aus Steuermitteln refinanziert. Als Steuerzahler sind Privatversicherte und PKV-Unternehmen ebenfalls an der Finanzierung dieser Maßnahmen beteiligt. Laut des Wirtschaftsforschungsinstituts RWI ist die Beteiligung der Privatversicherten am Steuerzuschuss zur GKV sogar überproportional: Diese steuern einen Anteil von mehr als 20 Prozent bei, obwohl sie nur rund zehn Prozent der Versicherten in Deutschland stellen.

Kein Verlierer und kein Gewinner

Laut Aussagen von verschiedenen PKV-Unternehmen führen die veränderten Ausgaben im Gesundheitswesen durch die COVID-19-Pandemie jedoch nicht zu Beitragsanpassungen in diesem Jahr. Die PKV sei durch Corona nicht belastet, aber auch kein Krisengewinner.

Fazit PKV

Derzeit scheint das System der PKV sehr stabil zu sein. Es bleibt abzuwarten, inwiefern ein Rückgang an Vollversicherten zu erwarten ist. Denn neben Beamten sind es größtenteils Selbstständige und Kleinunternehmer, die versichert sind. Die konstanten Beiträge haben somit auch eine Kehrseite, wenn die Umsätze von Selbstständigen wegbrechen. Schon seit 2011 verzeichnet die PKV Rückgänge der Versicherten. Die Krise könnte dies nun weiter beschleunigen. Konkrete Prognosen hierzu können jedoch noch nicht getroffen werden.

Gemeinsam stark

Beide Systeme haben ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen. Fest steht jedoch, dass wir aufgrund unseres dualen Gesundheitsystems bisher gut durch die Pandemie gekommen sind. Es ist robust und leistungsfähig und zeigt einmal mehr, dass Durchhalten vor allem durch Zusammenhalt möglich ist.

Quelle: vema e.G.